Österreichisches Museum für Kunst und Industrie.
Internationale Ausstellung moderner künstlerischer Schrift.
Wien. Vom 1. April bis 31. Mai 1926.
"Am 1. April dieses Jahres begeht Professor Rudolf Larisch seinen 70. Geburtstag. Das Österreichische Museum für Kunst und Industrie nahm dies zum Anlaß, eine Internationale Ausstellung moderner künstlerischer Schrift zu veranstalten. Es ist die erste umfassende Darbietung dieser Art in Wien. Die Verknüpfung mit dem Namen Larisch bürgt für ihr volles Gelingen. Der Name machte auch dort sofort bereit, wo sonst vielleicht, unter den gegenwärtigen Verhältnissen, ein Zögern oder gar eine Absage eingetreten wären. Es haben sich außer heimischen deutsche, englische, holländische, schweizerische, tschechoslovakische und ungarische Künstler an dieser Ausstellung beteiligt, von überall her die ausschlaggebendsten Persönlichkeiten, so daß diese Schau, zu welcher auch der Privatbesitz reiches Material beisteuerte, an Weite und Wert nicht leicht übertroffen werden kann."
Aus dem Katalog (Krystall-Verlag) (Gedruckt von der Officina Vindobonensis.)
Moderne künstlerische Schrift
Internationale Ausstellung im Österr. Museum für Kunst und Industrie in Wien
zu Ehren von Rudolf v. Larisch
Gleich der Reform des neuzeitlichen Kunsthandwerks nahm auch die moderne Schriftbewegung von England her ihren Ausgang. William Morris und Cobden Sanderson haben in ihrem Streben nach Verbesserung der Drucktypenformen bereits den Boden für eine Erneuerung der Schreibkunst vorbereitet, der dann insbesondere Edward Johnston durch Zurückgreifen auf die besten Schriftmuster der Vergangenheit und durch gründliche technische Schulung eine gesicherte methodische Grundlage zu geben versuchte. Sein 1906 erschienenes Handbuch "Writing & Illuminating & Lettering" hat in der 1910 von Anna Simons besorgten deutschen Übersetzung auch auf dem Kontinent einen nachhaltigen Einfluß auf die Schriftgestaltung ausgeübt, doch war es in noch stärkerem Maße dem Österreicher Rudolf von Larisch beschieden, durch klares Herausarbeiten der mit dem Schriftwesen zusammenhängenden künstlerischen Probleme die endgültige Trennung zwischen Kalligraphie und Schreibkunst zu vollziehen und durch den eindringlichen Hinweis auf die kunsterziehliche Macht des Schriftschreibens dem Unterricht in ornamentaler Schrift den ihm gebührenden Platz im Rahmen des allgemeinen Kunstunterrichtes zu verschaffen. Seit 1902 Dozent an der Wiener Kunstgewerbeschule hat Larisch durch seine Tätigkeit an dieser und andern Wiener Lehranstalten, nicht minder aber auch durch seine zahlreichen Publikationen, vor allem durch seinen "Unterricht in ornamentaler Schrift" (8. Aufl. 1922), weit über die Grenzen seiner Heimat hinausreichende Erfolge errungen und das Ziel seines Lebens verwirklicht: den Eigenwert der Schrift zur Anerkennung zu bringen.
Am 1. April dieses Jahres beging der Meister, der 1856 im damals noch österreichischen Verona als Sohn eines Offiziers das Licht der Welt erblickt hatte, seinen 70. Geburtstag. Die Leitung des Österreichischen Museums, das in seinem neuen Vorstande Hofrat Dr. Hermann von Trenkwald einen verständnisvollen Förderer aller modernen Bestrebungen erhalten hat, nahm diesen Anlaß gerne wahr, um mit einer Ehrung des allseits geschätzten Künstlers zugleich eine Heerschau der auf dem Gebiete der Schriftkunst bedeutungsvollen Kräfte zu verbinden. So kam die dank reger Beteiligung sehr reichhaltige, im Säulenhof des Museums untergebrachte "Internationale Ausstellung moderner künstlerischer Schrift" zustande, die trotz des Fehlens Frankreichs, Italiens, der skandinavischen Länder und Rußlands dennoch mit vollem Rechte als eine für die europäische Schriftkultur repräsentative Exposition bezeichnet werden konnte.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand naturgemäß das Werk des Jubilars und seiner Schule. Larisch selbst ist nie ein Vielschreiber gewesen, er hat seinen Schülern durch das lebendige Wort und die praktische Anleitung zweifellos mehr Anregung gegeben als durch seine eigenen Schriftschöpfungen. Darum beschränkte sich sein Anteil an dieser Schau auf ganz wenige, wenn auch besonders erlesene Stücke; umso beredter kündeten die zahlreichen Arbeiten seiner Schüler alle Vorzüge seiner Methode, die Weite seines künstlerischen Gesichtskreises und den strengen Ernst seiner Gesinnung. In starkem Kontrast zur Farben- und Bilderfreudigkeit der Offenbacher Schreiber oder der Holländer verzichtete der Puritanismus der Larisch-Schule in der Regel auf jegliche Ornamentierung, Illuminierung und Illustrierung und läßt als einzige Zier des Schriftbildes bloß eine sparsame Vergoldung, die Höhung einzelner Buchstaben oder Zeichen mit Rot und gelegentlich das eine oder andere kleine Emblem gelten. Nicht äußerlich hinzugefügte Verzierung soll der Schrift ihren Schmuckwert geben, sondern ihre wohlproportionierte innere Architektur. Der Schriftrhythmus soll von uns erfaßt uns erfühlt, die "Musik der Schrift" von uns erlebt werden! Gleichsam in Reinkultur finden wir Larisch's künstlerische Prinzipien in den Schriftblättern und "persönlichen Büchern" seiner Assistentin Hertha Ramsauer verkörpert, die ihrem Lehrer an seinem Ehrentage den auf Pergament geschriebenen vollständigen Goethe'schen "Faust" (I. und II. Teil) dargebracht hatte, eine in jeder Hinsicht bewunderungswürdige Leistung, die auch tatsächlich als das Standardwerk der Ausstellung größtes Aufsehen erregte. Weiter seien aus dem Kreise der "Larisch'schen Pflegestätte für Schrift- und Buchgestaltung" die dekorativen Schriften uns "Materialsprachen" von Maria Schmid-Mayr (✝︎), Fini Skarica, Marianne Rath, Hedwig Denk, Robert Haas, Hertha Sladky, Lilian Murton, Otto Hurm, Elisabeth Karlinsky und Erika Giovanna Klien erwähnt, welch letztere unter dem Einflusse des Cizek'schen Kinetismus die rhythmisch bewegte "Stimmungsschrift" zu besonderer Vollkommenheit entwickelt hat. Buchkünstlerisch und als Gebrauchsgraphiker erfolgreich tätig ist Rudolf Geyer; eine reizvolle, von blühender Ornamentik umrankte Fraktur verwendet Rudolf Junk in seiner holzgeschnittenen Folge der sechzehn kleinen Goethe-Lieder. Abseits der offiziellen Wiener Schule bildeten der bekannte Plakatzeichner Julius Klinger mit seinen wirkungsvollen Reklame-Blättern und Schriftparaphrasen, sowie der originelle Johannes Döllgast und Josef Binder - gleichfalls mit vorzüglichen Plakaten - bemerkenswerte Erscheinungen. - Die Schriftwerke der reichsdeutschen Künstler wurden nach lokalen Gesichtspunkten angeordnet. Aus Berlin stellten sich neben dem ungemein produktiven E. Rud. Weiß, dessen Buchtitel für die Marrées-Gesellschaft in erster Linie hervorgehoben werden müssen, O. H. W. Hadank mit schönen Schriftgravuren, Hanns Thaddäus Hoyer und Vilma Frank mit geschriebenen Büchern, Kurt Siebert mit Buch- und Gelegenheitsgraphik ein. Heinr. Wieynck-Dresden führte in radierten Buchtexten, ausgezeichneten Schrifttiteln und Gebrauchsgraphiken seine formschöne Kursive in allen ihren Entwicklungsstadien vor, C. O. Czeschka-Hamburg, bekanntlich ein gebürtiger Wiener, hat seine berühmte Edel-Antiqua nunmehr ganz in den Dienst der Industrie gestellt. Die Leipziger Staatliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe war korporativ vertreten und hatte namentlich in Originalen von Walter Tiemann, Herm. Delitsch, Iwan Tschichold, Vera Doering und Johanna Winkelmann wertvolles Material zur Verfügung gestellt.
Münchens Anteil an der modernen Schriftbewegung vergegenwärtigte das vielseitige Schaffen des auch als Fachschriftsteller sehr verdienstlich wirkende F. H. Ehmcke (In einer soeben von der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig zum Larisch-Jubiläum herausgegebene, mustergültig gedruckte Festschrift hat Ehmcke das Schaffen Larisch's neuerlich eingehend gewürdigt.), von dem außer Plakaten und Schrifttiteln eine imposante Adresse für die Firma Krupp zu sehen war, ferner das reiche Oeuvre des namentlich für den Kurt Wolff-Verlag tätigen geistreichen Emil Preetorius, endlich - last not least - die reiche Fülle dessen, was Edward Johnstons beste Interpretin auf deutschem Boden, Anna Simons, als Schreiberin geleistet hat.
Daß Rudolf Koch, dem Haupte der hochangesehenen Offenbacher Schreiberschule, ein hervorragender Platz im Rahmen der Ausstellung eingeräumt wurde, bedarf keiner weiteren Begründung. Der feingliederigen Eleganz der Larisch'schen Antiqua steht Koch's urkräftige, stets holzschnittmäßig wuchtige Fraktur als Typus einer deutschen Männerschrift gegenüber, und wenn die Larisch'sche Tradition in Wien zumeist von begabten Schülerinnen weitergeführt wird, so ruht Koch's geistiges Erbe durchwegs in den Händen von Schülern, die wie Friedrich Heinrichsen, Otto Reichert, Willi Harwerth, Karl Vollmer, H. Schreiber und Hans Bohn mit Eifer und Talent an der Reform der deutschen Schrift mitarbeiten. Von ihnen allen, wie nicht minder von dem Darmstädter Friedrich Wilhelm Kleukens, dem Leiter der Ernst-Ludwig-Presse, hatte die Ausstellung in der Gruppe "Main-Rhein" eine außerordentlich große Zahl von charakteristischen Schreibwerken vereinigt, so daß die Bestrebungen dieses Kreises besonders deutlich wurden. - Einen sehr erfreulichen Aufschwung nimmt, wie es die umfangreiche Kollektion der Züricher Kunstgewerbeschule lehrte, der Schriftkunst-Unterricht in der Schweiz. Die ausgestellten Plakate und Beispiele angewandter Schrift zeugten von Geschmack, kräftiger Empfindung und solidem Handwerk; man kann zu den Züricher Schriftkünstlern, vor allem zu Walter Käch, Ernst Keller, G. Th. Wehrli und Wieser volles Vertrauen haben.
Die Niederlande boten in geschriebenen Büchern, Pergamenten und Adressen von Elisabeth Menalda, Maria Rueter, G. te Winkel, Mies Merkelbach und einer lithographierten Festschrift von Frits Lensvelt bei mancherlei Anklängen an ältere illuminierte Handschriften ein recht hochstehendes Niveau, England brilliert in exquisiten Blättern Edward Johnstons und seiner Schüler Graily Hewitt, Eric Gill und Alfred J. Fairbank sowie in Pergamenthandschriften Irene Base's und Madelyn Walker's durch Noblesse der Schriftformen und unübertreffliche Qualität der Vergoldung.
Unter den westeuropäischem Schriftempfinden nur teilweise nahestehenden ungarischen Schreibern besassen neben dem interessanten Konstruktivisten L. Moholy-Nagy, der gegenwärtig am Dessauer Bauhaus wirkt, die ehemalige Larisch-Schülerin Elisabeth Kner und Gustav Vegh am meisten Schriftkultur. Die übrigen Aussteller verloren sich vielfach zu sehr im Nationalen, Volkstümlichen, wodurch ihre Arbeiten einen gewissen orientalischen Anstrich bekamen, der mit dem Wesen der modernen künstlerischen Schrift nicht vereinbar ist. Eine nationale Färbung wiesen auch die Plakate des Prager Tschechen Slavoboj Tusar und die Schriften seines in Wien lebenden Landsmannes Anton Josef Trčka auf, nach denen sich jedoch kein hinlängliches Bild vom derzeitigen Stande der tschechischen Schreibkunst gewinnen ließ.
Ein im Wiener Krystall-Verlag erschienener, von der Officina Vindobonensis hergestellter illustrierter Katalog orientierte über den vielfältigen Inhalt der Ausstellung, die als erste dieser Art auf Wiener Boden zweifellos nach vielen Seiten hin ihre Wirkung ausüben wird, in jedem Falle aber den Beweis erbracht hat, daß Österreich dank der heute von aller Welt anerkannten und bewunderten Lebensarbeit Rudolf v. Larisch's auf dem Gebiete der modernen künstlerischen Schrift mit an der Spitze marschiert.
Dr. Hans v. Ankwicz
Aus: Deutsche Kunst und Dekoration. 58.1926. S. 399ff.
Die Internationale Ausstellung moderner künstlerischer Schrift und Rudolf von Larisch
Rudolf von Larisch wurde am 1. April 1856 im damals österreichischen Verona geboren; er betätigte sich schon von Jugend auf forschend und gestaltend mit Schrift und Heraldik. Als Dozent in der Wiener Kunstgewerbeschule begann er 1902 seine Lehr- und Versuchsanstalt, 1918 an die Niederösterreichische Lehrerakademie und 1920 an die Akademie der bildenden Künste berufen. Seine wichtigsten Werke sind die "Beispiele künstlerischer Schrift" (4 Serien, Schroll, Wien, 1902-10) und der bisher in acht Auflagen erschienene "Unterricht in ornamentaler Schrift" (Österreichische Staatsdruckerei), dessen großer Erfolg weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinausreichte. Die klassische "Plinius" (1904) und die "Wertzeichen-Type" (1905) sind die besten auf österreichischem Boden erstandenen neuzeitlichen Druckschriften. Seit der Weltausstellung in St. Louis 1905 hat Larisch zahlreiche Ehrungen aus aller Welt empfangen, zuletzt auf der Internationalen Ausstellung für dekorative und angewandte Kunst in Paris 1925, wo seine "Classe Larisch" den Grand Prix und seine "Pflegestätte für Schrift- und Buchgestaltung" das Diplôme d´honneur erhielten. Ihm verdankt die Schriftbewegung die bedeutendsten Anregungen und ihre glanzvolle Erneuerung nach Jahrhunderten bedauerlicher Vernachlässigung.
Das Österreichische Museum für Kunst und Industrie hat zu Larischs 80. Geburtstag eine "Internationale Ausstellung moderner künstlerischer Schrift" (8. April bis 31. Mai) veranstaltet. Es handelt sich um die umfassendste Darbietung dieser Art, die zeigt, wie die auf diesem Gebiet schöpferischen Kräfte die Schrift als Kunstwerk erfassen. Die Beteiligung ist eine ungemein reiche. Die Künstler und Sammler der wichtigsten Länder stellten wertvolle Leihgaben zur Verfügung. Von den Österreichern seien außer dem Jubilar hervorgehoben: Hertha Ramsauer (Faust I/II auf Pergament goldgehöht), Fini Skarica, Erica Giovanna Klien, Robert Haas und der Plakatzeichner Julius Klinger; von den Deutschen: E. R. Weiß, Czeschka, Tiemann, Tschichold, Preetorius, Anna Simons, Ehmcke, Rudolf Koch, der "praeceptor Germaniae in calligraphicis" (nach J. Zeitler) und sein Offenbacher Kreis (Heinrichsen, Bohn, Vollmer, Reichert, Schreiber, Harwerth) u.a.m.; von den Engländern: Johnston, Gill, Hewitt, Fairbank, Base und Walker; von den Niederländern: Lensvelt; von den Schweizern: Käch und Keller (von diesem ein prächtiger Lärchenholzschrank mit Schriftfüllung); von den Ungarn: Moholy-Nagy (dzt. Dessauer Bauhaus).
Der schöne Katalog, dessen Drucklegung die Officina Vindobonensis besorgte, enthält ein Bildnis von Larisch, eine Selbstbiographie, einen illustrierten Beitrag des Jubilars "Ornamentale Schrift als Erziehungsmittel", das genaue Verzeichnis der ausgestellten Objekte, der Künstler und der Aussteller, schließlich 30 Bildtafeln mit Wiedergaben von Handschriften u.a.m. Der illustrierte Katalog ist durch das Österreichische Museum, Wien I., Stubenring 5, um M 1,- erhältlich und ist wirklich preiswert.
Reichner
Aus: Der Cicerone. 18.1926. Heft 10. S. 333
Die Internationale Ausstellung moderner künstlerischer Schrift in Wien und Rudolf von Larisch
Rudolf von Larisch hat mehrere bahnbrechende Werke verfaßt. Die im Jahre 1889 erschienene Abhandlung "Über Zierschriften im Dienste der Kunst" hatte, besonders bei den Künstlern, einen derartigen Erfolg, daß Larisch schon 1900 die erste Reihe seiner "Beispiele künstlerischer Schrift" (Wien, Verlag Schroll), eine Sammlung von Schriftdokumenten europäischer, zeitgenössischer Künstler herausgeben konnte. Es folgte 1902 die zweite, 1906 die dritte, endlich 1910 die vierte Serie. Eine fünfte Reihe ist unter dem Titel "Beispiele künstlerischer Schrift aus vergangenen Jahrhunderten" in Vorbereitung. 1904 erschien "Über Leserlichkeit von ornamentalen Schriften" (ebenfalls Verlag Schroll). Sein Schulbehelf "Unterricht in ornamentaler Schrift" (Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei in Wien) hatte großen, weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinausreichenden Erfolg und machte acht Auflagen notwendig.
Larisch zeichnete 1904 für die Staatsdruckerei anläßlich ihrer Jubiläumsschrift die bekannte "Flinius-Type" in Anlehnung an Nic. Jonson's klassische Antiqua und 1905 die zunächst für Werkzeichen vorbehaltene modifizierte "Wertzeichen-Type".
Im Jahre 1905 erhielt er die goldene Medaille der Weltausstellung in St. Louis. Als Ehrenmitglied der Vereinigung deutscher Buchgewerbekünstler war er 1914 Preisrichter der "Bugra" in Leipzig. Professor F. H. Ehmcke widmete ihm sein bekanntes Werk "Drei Jahrzehnte deutscher Buchkunst 1890 bis 1920" (Euphorion-Verlag, Berlin) mit den Worten: "Rudolf von Larisch gewidmet, dem Bahnbrecher künstlerischer Schrift in deutschen Landen". In einem der letzten Bände des leider eingegangenen "Plakat" hat Ehmcke eine kurze Monographie über Larisch veröffentlicht.
Auf der Internationalen Ausstellung für dekorative und angewandte Kunst in Paris 1925 errang die "Classe Larisch" mit der Kunstgewerbeschule den Grand Prix und die Arbeitsgemeinschaft der idealen Vereinigung "Larisch-Pflegestätte für Schrift- und Buchgestaltung" das Diplome d´honneur. In diesem Jahre erwarb er auch die neukreierte akademische Würde eines Ehrenbürgers der Technischen Hochschule in Wien unter den Ersten, die hierzu ernannt wurden. Durch seine Publikationen wurde das Anschwellen der Schriftbewegung mächtig angeregt und sein Fach feierte nach jahrhundertelanger Vernachlässigung eine ungeahnte glanzvolle Auferstehung.
An seinem 70. Geburtstag wurde ihm Anerkennung und Ehrungen aus aller Welt zuteil. Die verschiedenen Abteilungen der Wiener Kunstgewerbeschule überreichten ihre Gaben, die sämtlich die Schrift als dekoratives Element verwenden. Larisch's Assistentin Ramsauer schrieb in monatelanger Arbeit Goethes Faust, 1.-2. Teil, mit Gold gehöht auf edlem Pergament, die Züricher Kunstgewerbeschule, die Schriftgießerei Gebrüder Klingspor in Offenbach a. M. und die Österreichische Staatsdruckerei überreichten ihre schön gedruckten Adressen, Professor Hermann Delitsch-Leipzig schrieb für die deutsche Stahlfederfabrik Heintze u. Blanckertz einen Glückwunsch auf Pergament. Den goldenen Einband hierzu machte Fräulein Luise Rudolph, Leipzig, die Wiener Firma Lohmeyr widmete ihre zarten Gläser mit fein geschliffenen Inschriften, die Staatliche Akademie für Buchgewerbe und graphische Künste in Leipzig gab eine von Prof. F. H. Ehmcke verfaßte und unter der Leitung von Prof. Steiner-Prag opulant gedruckte Festschrift heraus, der Bund der deutschen Gebrauchsgraphiker ehrte den Meister durch eine von Fräulein Anna Simons-München geschriebene und nach Entwurf von Prof. Ehmcke in rotem Safian gebundene Pergamenttafel, die niederländischen Künstler sandten eine von Fräulein Te Winkel-Amsterdam verfertigte Adresse. Ludwig Klages telegraphierte die folgenden Verse:
Siebzig Jahre
Weiße Haare
Aber Geist und Seele jung,
Rhythmen weisend,
Kajak preisend,
Unentwegt mit Herzensschwung.
Dazu sei erläuternd bemerkt, daß Rudolf Larisch einer der eifrigsten Vorkämpfer des Kajaksegelns ist und selbst ein in persönlicher Handschrift auf Stein geschriebenes, schon in mehreren Auflagen erschienenes Büchlein darüber veröffentlichte.
Aus: Kunst und Jugend. Hrsg. Bund Deutscher Kunsterzieher. N.F. 6.1926. Heft 7 (Juli 1926). S. 142
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