Die Städtische Galerie zeigte das bisherige Gesamtwerk des belgischen Malers und Graphikers Franz Masereel. Gleichzeitig sahen wir in der Neuen Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums die Offenbacher Schreiber Rudolf Koch, Berthold Wolpe, Karl Vollmer und Fritz Kredel. Während Masereel in seinen Bildern und Holzschnittserien typisiert und, unter möglichster Ausschaltung des Herzens und in die Tiefe dringender Geistigkeit, mit beispielloser manueller Geschicklichkeit Gebrauchsgraphik schafft, gehen die Offenbacher den umgekehrten Weg. Bei Masereel wird die Kunst zum Handwerk und zur Massenproduktion; die Offenbacher wollen Handwerker sein, sie schreiben mit der gleichen Ehrfurcht und Liebe wie Mönche vor tausend Jahren schrieben, sie schneiden in Holz so gut wie die alten Japaner und ihren Webereien, Metalltreibarbeiten und Stickerein mit vollkommenem Verzicht auf alles Maschinelle haftet etwas von dem Geist mittelalterlichen Zunftwesens an.
Aus: Kunst und Handwerk. 80.1930. S. 98
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