23.01.2024

Anna Simons (1871-1951)

Zur Biographie siehe u.a. Wikipedia.

"Die am 4. August im Dresdener Ausstellungspalast eröffnete Internationale Schriftausstellung erweist sich als ein besonderer Anziehungspunkt. Der Maler und Graphiker Georg Wagner-Berlin, der Leiter dieser Sonderausstellung, hat trotz erheblicher Schwierigkeiten in kurzer Zeit eine Sammlung von hervorragenden Arbeiten bedeutender Schriftkünstler zusammengetragen. Um die Ausstellung, die sich auch im Arrangement von der besten Seite zeigt, haben sich besonders bemüht: Geh. Reg.-Rat Muthesius-Berlin, die führenden Schriftkünstler Rudolf v. Larisch-Wien, Johnston-London, Anna Simons-Hamburg und der hervorragende Schriftkenner und Förderer der Bewegung Rudolf Blanckertz-Berlin. Der Einfluß der Schriftbewegung auf die Gestaltung der Schriftformen wie auf die Dekoration der Fläche wird durch die ausgestellten Stücke gut veranschaulicht und die unbegrenzten Möglichkeiten angedeutet, die sich ihrer praktischen Anwendung in Kunst und Leben eröffnen. Die Ausstellung ist als erste internationale Sonderausstellung für Schrift anzusprechen, um so mehr wird das Gebotene überraschen und Freude hervorrufen über das, was bisher auf diesem Gebiete erreicht worden ist. Der Wunsch, daß die Ausstellung in Dresden nach Beendigung auch noch in anderen Städten gezeigt werden möchte, wird im Interesse der Schriftbewegung hoffentlich Erfüllung finden."
In: Die Werkstatt der Kunst. Organ für die Interessen der bildenden Künstler. Jg. 11.1911/12. Heft 44

"Die Schriftkünstlerin Anna Simons. Von Eberhard Hölscher
Die heute in München wirkende Anna Simons ist zweifellos die bedeutendste deutsche Schriftkünstlerin der Gegenwart. Sie verdankt ihre eigentliche Ausbildung im wesentlichen England und seinem bekannten Schreibmeister Edward Johnston, dessen grundlegendes Schreiblehrwerk sie auch in einer ausgezeichneten Übertragung dem deutschen Unterricht zugänglich machte. Ihre besondere schriftpädagogische Begabung wurde schon früh erkannt und das Preußische Handelsministerium betraute sie schon lange Jahre hindurch vor dem Weltkriege mit der Durchführung von Schriftlehrgängen für Lehrer von Kunstgewerbeschulen und Fortbildungsanstalten. Damit wurde die Künstlerin zu einer autoritativen Vorkämpferin auf dem lange Zeit hindurch arg vernachlässigten Gebiete der neuzeitlichen Schriftbewegung, die ihr mannigfache Anregungen und Erfolge verdankt.
In dieses umfangreiche und private schriftkünstlerische Wirken von Anna Simons sucht eine ihr zu Ehren im Schriftmuseum von Rudolf Blanckartz zu Berlin veranstaltete Ausstellung einen tieferen Einblick zu geben. Ein ausschließlich ihrem eigenen Schaffen vorbehaltener Raum zeigt an Hand eines gut ausgewählten Materials den ganzen Umfang ihres Wirkungsbereiches. Man findet ausdrucksvolle und mit Gold gehöhte pergamentene Schriftblätter, vorbildliche Kopien nach alten Schriftvorlagen, Buchtitel, Exlibris, Sinn- und Wandsprüche und Urkunden von klassisch ruhiger Haltung. Besondere Beachtung verdienen zahlreiche handgeschriebene Bücher und die vorbildlichen Ausgaben der Bremer- und der Rupprecht-Presse, für welche die Künstlerin zumeist die charaktervollen Initialen und Innentitel entwarf. Andere Blätter wieder bekunden, daß Anna Simons ihre Schriftkunst auch in den Dienst praktischer Tagesaufgaben zu stellen weiß. So findet man neben Stammbäumen und Ahnentafeln sogar ganz sachliche Statistiken und Tabellen und weiter sehr großformatige Übersichtstafeln, die seinerzeit für die Münchener Ausstellung "Die Straße" geschaffen wurden. Der übrige Teil der Ausstellung, der dem Schülerkreise von Anna Simons vorbehalten ist, zeigt durchgehend Schriftblätter von wechselnder Gestaltung und gibt damit Aufschluß über ihr reiches pädagogisches Wirken und die fruchtbaren Anregungen, die sie auf dem Gebiete der Schriftkunst in weitesten Kreisen ausgeübt hat.
Eine nähere Betrachtung dieser schon rein thematisch schon etwas ungewöhnlichen Ausstellung gibt Anlaß zu einigen Erwägungen ganz grundsätzlicher Art. Es wird sich vielleicht mancher unvoreingenommene und fachunkundige Betrachter zweifelnd fragen, ob denn Schriftgestaltung wirklich etwas mit Kunst zu tun hat und ob es sich denn bei der Schriftgestaltung überhaupt um ein so überaus wichtiges und Beachtung erforderndes Schaffensgebiet handelt, daß man es wie im vorliegenden Falle einer besonderen Ausstellung für wert erachtet. Derartige leicht mögliche und durchaus verständliche Fragen mit einem kühlen Achselzucken abzutun, wäre falsch, denn man darf schließlich nicht vergessen, daß wir in einer Zeit der Schreibmaschine leben und uns für Schrift und Schreiben meist nur noch vom graphologischen Standpunkt aus interessieren. Man kann aber folgendes erwidern: Schreiben ist zwar eine uralte menschliche Betätigung, in der ein jeder eine gewisse manuelle Fertigkeit und unter Umständen sogar eine technische Meisterschaft erlangen kann. Schriftgestaltung aber setzt wie alles Kunstschaffen eine formschöpferische Kraft voraus, die nur wenigen gegeben ist. So kann man an den mittelalterlichen Büchern und Schriftblättern, die in den Klöstern und Kanzleien entstanden, sehr wohl unterscheiden, in welchen Fällen es sich nur um eine anständige handwerkliche Tüchtigkeit oder um ein schriftschöpferisches Gestalten aus unmittelbarem Erleben handelt. Man kann an den besten Beispielen aus dieser Zeit sogar deutlich erkennen, welcher ungewöhnlich starken bildhaften Eindrücke doch die Schrift über ihre ursprünglich sachlich ankündigende Aufgabe hinaus bei einer wahrhaft künstlerischen Gestaltung fähig ist. Denn Tinte und Schreibwerkzeug ist nur wie Pinsel und Farbe oder Meißel und Stein das Werkzeug und der Stoff, eines der vielen möglichen und notwendigen Medien, deren sich der schöpferische Mensch zur Objektivierung seines Erlebnisses bedient. In diesem Sinne gibt es auch eine ausgesprochene Schriftkunst, deren kulturelle Bedeutung gar nicht hoch genug einzuschätzen ist und deren nachdrückliche Pflege gerade in den gegenwärtigen und von volkserzieherischen Gesichtspunkten erfüllten Zeitläuften ganz besondere Beachtung verdient. Denn die Schrift bedarf nicht nur wie jede handwerklich-künstlerische Technik und als das neben der Sprache wichtigste menschliche Verständigungsmittel einer ständigen formalen Überwachung durch berufene Kräfte, sondern ihre Kunstformen sind zugleich auch Ausgangspunkt und Grundlage für alle exakt in Erz gegossenen Drucktypenformen, die in unzähliger Massenvervielfältigung verwandt, außerordentliche geschmacksbildende und erzieherische Kräfte entfalten. So besteht denn von allen künstlerischen Kriterien ganz abgesehen gerade zwischen der Schriftkunst und Drucktype seit Gutenbergs Zeiten eine ewige und innige Wechselwirkung und somit bedürfen wir auch ständig schöpferischer Schriftgestalter wie einer Anna Simons, um der Erstarrung auf einem der ursprünglichsten und lebendigsten Gebiete menschlichen Ausdruckwillens wirksam vorzubeugen."
Aus: Kunst der Nation. Jg. 3.1935

Nahm an der Weltausstellung für Buchkunst und Graphik in Leipzig 1914 teil, aber nicht mit handgeschriebenen Büchern.

Nahm an der großen Schriftkunstausstellung für Rudolf Larisch in Wien 1926 teil.

o. J. - Preis der Liebe.
o. J. - Urdeutsche Minnelieder.
o. J. - Rilke. Das Marienleben.
o. J. - Dante. Sonetti, Ballate, Sestine.
o. J. - Shakespeare. Liebe.
1921 - Das Rosenband.
1924 - Schubart. Medusa.
1924 - Simons. Gedichte.
1925 - Medusa.
1925 - Hebbel. Das Glück.

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